Hochwasser Auto: Wer zahlt den Schaden?
Überflutungen, Starkregen und Hochwasser können beim Auto schwere Schäden verursachen – und damit gehen hohe Kosten einher. Um gegen solche Kosten geschützt zu sein, sind Autos gegen Wasser- und Überschwemmungsschäden in der Kasko versichert. Allerdings hängt das Beteiligungsverhältnis der Versicherungen von den Umständen und den Schäden ab.
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Schaden durch Hochwasser
In mehreren Bundesländern ist es in den vergangenen Jahren zu schweren Überschwemmungen gekommen. Im Jahr 2021 führte die Überflutung des Ahrtals zu einem Rekordschaden im Wert von 12,6 Milliarden Euro. Schmelzwasser, starke Regenergüsse und steigende Pegel der Flüsse bereiten mehr und mehr Sorgen. Nicht nur bei Hausbesitzern, welche anschließend ihre Keller leer pumpen müssen. Auch geparkte Autos leiden unter den Wassermassen. Zum Glück sind solche Schäden versichert. Trotzdem ist es ratsam, den Wagen vorher in Sicherheit zu bringen.
Wann greift die Kfz-Versicherung bei Hochwasser?
Beim Hochwasser kann Ihre Teilkasko oder Vollkasko aufkommen. Unterschiedliche Faktoren bestimmen, welche Leistungen Ihres Versicherers im Falle eines Schadens durch Überschwemmung greifen. Generell gilt: Sobald das Wasser zum Auto kommt, zahlt die Kaskoversicherung. Bringt der Fahrzeughalter das Auto jedoch vorsätzlich in die Nähe des Wassers wird es teuer. Hier muss der Halter für die Schäden selbst aufkommen. Je weniger Schuld Sie am Schaden durch Überschwemmung tragen, desto günstiger wird es für sie.
Dabei kommt es darauf an, wie gut Sie über die drohende Gefahr durch Unwetter und Hochwasser Bescheid wussten. Haben die Behörden oder die Polizei die Menschen im betroffenen Gebiet gewarnt und Sie parken den Wagen dennoch in der Nähe eines Flusses, kürzt die Versicherung Ihre Leistungen. Es kann auch vorkommen, dass Sie den Wagen in Sicherheit brachten und dieser dennoch von der Überschwemmung betroffen ist. Wenn Sie das nachweisen können, dann steigt die Beteiligung der Versicherung. Deshalb müssen Sie nicht nur das Auto vor Diebstahl schützen, sondern bei Bekanntgabe von einer Hochwasserwarnung, auch vor Überschwemmungen.
Nicht immer lässt sich einfach entscheiden, wie groß die Schuld des Autobesitzers ist, sollte das Hochwasser das Auto beschädigen. Die Versicherer prüfen immer, ob der Fahrer fahrlässig gehandelt hat. Im Zweifelsfalle entscheidet ein Gericht. Meistens stufen die Gerichte solche Schäden allerdings als Vollkasko-Fälle ein.
Fährt der Fahrer zum Beispiel auf eine von Hochwasser überflutete Straße, dann handelt er fahrlässig. Die Teilkaskoversicherung greift in diesem Fall nicht. Bei überraschendem Hochwasser kann der Fahrer möglicherweise das Auto nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen. Dann sieht es anders aus.
© maykal/shutterstock.com | Wenn Sie mit Ihrem Auto durch eine überschwemmte Straße fahren, risikieren Sie fahrlässig einen Motorschaden.
Dadurch steigen die Reparaturkosten
Wichtig ist die Höhe des Wasserstandes. Bei den meisten Fahrzeugen richtet eine Wasserhöhe von 20 bis 25 cm keinen Schaden an. Ab dieser Grenze steigt der mögliche Schaden bei der Überschwemmung mit jedem Zentimeter. Steigt der Wasserstand bis etwa zur Mitte des Stoßfängers, dann bleibt der Innenraum der Fahrzeuge zumeist trocken. Die Schäden durch das Hochwasser am Auto sind dann eher gering. Die Werkstätten sollten trotzdem Bauteile wie das Lenkgetriebe, die Bremsen, Gelenke der Antriebswellen und mehr untersuchen.
Sollte das Wasser bis zur Türschwelle ansteigen, dann steigen die Kosten bis in den mittleren, hohen Bereich. Wie hoch die Kosten sind, ist abhängig von der Konstruktion des Autos und wie viel Wasser ins Innere gedrungen ist. Kabel und Steckverbindungen können in diesem Fall einen Wasserschaden erleiden und müssen ausgetauscht werden. Teppiche und Sitze sind ebenso verdreckt und mit Wasser vollgesogen. Oftmals müssen diese erneuert werden, eine Reinigung des Innenraums ist nicht mehr möglich. Zudem kann sich Wasser und Schmutz in Hohlräumen sammeln.
Reicht das Wasser bis zur Unterkante der Fensterscheiben, dann können die Reparaturkosten den Wert des Fahrzeugs übersteigen. Denn dann ist in den meisten Fällen viel Wasser ins Innere gelangt. Sitze und Teppiche müssen dann häufig ausgetauscht werden, was weitere Kosten verursacht. Kritisch wird es bei der Elektronik und elektrischen Bestandteilen. Vor allem der Austausch der Fahrzeugelektronik hinter dem Armaturenbrett ist sehr kostspielig. Ein Wasserschaden hier kann sogar zum Totalschaden des Wagens führen – ein Neukauf wäre dann angebracht. In jedem Fall reduziert ein Wasserschaden durch Hochwasser den Autowert stark.
Bezahlt die Versicherung im Falle eines Totalschadens?
Wenn Sie nicht fahrlässig gehandelt haben und die Reparaturkosten bei einem Totalschaden den Wiederbeschaffungswert übersteigen, wird die Versicherung aktiv. Sie übernimmt dann die Kosten für ein gleichwertiges Ersatzauto. In diesem Fall erstattet die Teilkasko den Zeitwert des Fahrzeugs. Bei neuen Fahrzeugen kann sogar eine Neuwertentschädigung winken. In diesem Falle zahlt die Kfz-Versicherung den Neupreis des Autos.
Selbstbeteiligung Voll- und Teilkasko bei Hochwasser
Bei vielen Versicherungen müssen die Versicherten einen Betrag im Schadensfall beisteuern. Häufig liegt diese Selbstbeteiligung bei 100 bis 150 Euro. Das gilt unabhängig von den tatsächlichen Kosten, welche die Versicherung begleicht. Ist das Fahrzeug nur leicht beschädigt, dann übernimmt die Versicherung häufig die kompletten Kosten. Hierbei ist es in vielen Fällen auch unwichtig, ob es sich bei der Ursache um Hochwasser oder Steinschlag handelt. Eine Selbstbeteiligung wird in vielen Fällen fällig.
Unterschied Hochwasser und Überschwemmung
Kommt es im Zuge eines Hochwassers beim Auto zu Schäden, dann greift in der Regel die Teilkasko. Das gilt vor allem, wenn der Autofahrer nicht fahrlässig gehandelt hat. Er könnte die Warnungen der Behörden ignoriert haben. Oder er ist vielleicht absichtlich in ein Hochwassergefahrengebiet gefahren. In einem solchen Fall wird der Versicherer die Leistungen kürzen.
Bei der Überschwemmung des Autos ist die Versicherung angehalten, die Leistungen der Vollkasko-Versicherung zu bezahlen. Auch hier sollte der Fahrer nicht fahrlässig gehandelt haben. Andernfalls kann sie die Leistungen mindern. Der Fahrer bleibt also auf höheren Kosten sitzen. Tritt die Überschwemmung aber plötzlich auf, sodass der Motor nicht rechtzeitig abgeschaltet werden kann, dann kann die Teilkaskoversicherung greifen. Der Versicherer kann dennoch argumentieren, der Autofahrer hätte die Überschwemmung vorhersehen müssen oder sei rechtzeitig gewarnt gewesen.
Plötzlich Hochwasser beim Auto: Das sollten Sie tun
Sollte der Wagen plötzlich unter Wasser stehen, dann sollten Sie sofort den Motor ausschalten. Versuchen Sie nicht, das Fahrzeug noch schnell in Sicherheit zu bringen. Die schwerwiegendsten Schäden können eintreten, wenn Wasser während des Betriebs in den Motor gelangt. In solchen Fällen entscheiden viele Versicherer, der Fahrer habe fahrlässig gehandelt. Schalten Sie die Warnblinkanlage ein und lassen Sie den Wagen vorerst stehen. Am besten klemmen Sie die Autobatterie ab, dadurch vermeiden Sie Kurzschlüsse. Sobald sich das Wasser zurückgezogen hat, sollte ein Fachmann den Wagen inspizieren.
So melden Sie den Wasserschaden bei der Versicherung
Machen Sie gleich an der Unfallstelle Fotos vom Fahrzeug. Anschließend nehmen Sie so schnell wie möglich Kontakt zum Versicherer auf. Die Webseiten der Versicherer sollten dazu Online-Formulare zur Verfügung stellen. Sie können sich auch telefonisch, per E-Mail oder per Post an Ihren Versicherer wenden. Dann beauftragt er einen Kfz-Gutachter, den Wagen in Augenschein zu nehmen. Alternativ setzt er sich mit Ihrer Kfz-Werkstatt für einen Kostenvoranschlag zusammen.
Fazit
Entstehen durch Hochwasser beim Auto Schäden, kommt in der Regel die Teilkasko für die Kosten auf. Allerdings hängt das vom Verhalten des Fahrzeughalters ab. Sollte der Fahrer den Wagen fahrlässig in einem Gefahrengebiet abgestellt haben oder hineingefahren sein, muss dierser selbst die Kosten tragen. Die können je nach Höhe des Wasserstandes unterschiedlich ausfallen. Häufig wird eine Selbstbeteiligung fällig. Genauso ist es auch bei einem Hagelschaden am Auto.
Häufige Fragen
Was tun bei Hochwasser im Auto?
Riskieren Sie keine Folgeschäden. Versuchen Sie entsprechend nicht, das Auto noch zu starten. Stattdessen können Sie versuchen das Auto an einen trockenen Ort zu schieben. Anschließend sollten Sie die Autobatterie abklemmen und danach das Auto abschleppen lassen.
Was passiert wenn man mit dem Auto durch Hochwasser fährt?
Ab einer Grenze von über 25cm richtet Wasser bei den meisten Autos bereits Schäden an. Die größten Schäden werden entstehen im Motorraum, wenn der Motor während der Überschwemmung läuft. Im schlimmsten Fall kommt es hier zu einem Motorschaden. Dringt viel Wasser in den Fahrerraum ein, müssen häufig auch die Sitze und das Armaturenbrett ausgetauscht werden.
Was passiert wenn ein Auto im Wasser steht?
Zu viel Wasser im Fahrzeuginneren kann für Schäden an den Bremsen und am Fahrwerk veranwortlich sein. Hier werden die verursachten Schäden teilweise erst Monate nachträglich bemerkbar. Befindet sich zu viel Wasser im Motorraum und Sie starten den Motor, kann es zu einem Motorschaden kommen.